Forschung
Wir verwenden vor allem molekularbiologische Techniken wie zum Beispiel photometrische Zytotoxizitätsmessungen, fluoreszenzmikroskopische Gentoxizitätsanalysen (Comet Assay, Mikrokerntest) in Zellkultur sowie bakterielle Rückmutationstests. Die In-vitro-Studien in Säugerzellen werden durch In-vivo-Untersuchungen in Embryonen und Larven des Zebrabärblings ergänzt, in denen morphologische Untersuchungen, Genexpressionsanalysen mittels qPCR und histopathologische Studien durchführt werden.
Die Arbeitsgruppe bearbeitet unterschiedliche toxikologische Fragestellungen zum Thema Lebensmittelsicherheit, im Folgenden finden Sie eine Auflistung ausgewählter Forschungsprojekte:
Alizarinrot S
Alizarinrot S (ARS) ist ein Anthrachinon-Farbstoff, der zum Anfärben von Knochen verwendet werden kann. Diese Eigenschaft wird u. a. bei der Markierung des Europäischen Aals genutzt. Um dem Aussterben dieses stark bedrohten Fisches entgegenzusteuern, werden Aal-Besatzmaßnahmen durchgeführt. Um den Erfolg dieser Maßnahmen zu kontrollieren, werden Aale, bevor sie in der Natur ausgesetzt werden, mit ARS markiert. Da Anthrachinone jedoch bekannt für ihre Gentoxizität sind, bestehen Bedenken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit ARS-markierter Aale. Daher soll das toxikologische Potential von ARS charakterisiert werden, um eine fundierte Grundlage für die Risikobewertung von ARS zu schaffen.
2-Chlorethanol
Der Einsatz von Ethylenoxid als Begasungsmittel zum Vorratsschutz von Lebensmitteln ist in Europa aufgrund der Kanzerogenität von Ethylenoxid untersagt, wird aber in Nicht-EU-Ländern nach wie vor angewendet. Ethylenoxid wird schnell zu 2-Chlorethanol abgebaut, über dessen toxikologische Eigenschaften im Gegensatz zur Muttersubstanz bisher wenig bekannt ist. Im Rahmen des Projektes soll daher das Gefahrenpotential von 2‑Chlorethanol eingehend untersucht werden.
Hexahydrocannabinol
Hexahydrocannabinol (HHC) ist ein Cannabinoid, das über sogenannte Edibles (z. B. Weingummis, Marshmallows) oder E-Zigaretten konsumiert wird. Bisher liegen kaum zuverlässige Daten hinsichtlich der toxikologischen Wirkungen vor. Um diese Datenlücke zu füllen, wird HHC bezüglich seiner toxikologischen Eigenschaften untersucht.
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) sind eine große Gruppe von fluororganischen Verbindungen, die in kommerziellen und industriellen Produkten wie nicht haftenden Haushaltsgeräten, wasserdichter Kleidung, Kosmetika und Feuerlöschschäumen weit verbreitet sind. Aufgrund ihrer chemischen Stabilität gelten sie als persistente organische Schadstoffe, die Wildtiere und die Umwelt kontaminieren und letztendlich in die Nahrungskette gelangen. Das Projekt zielt darauf ab, die toxischen Auswirkungen von PFAS-Gemischen zu analysieren, da bisher hauptsächlich die Toxizität einzelner PFAS untersucht wurde.
Bisphenole
Bisphenole (BPs) sind Chemikalien auf Erdölbasis, die in Konsumgütern wie Kunststoffen für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen verwendet werden. BPs werden als endokrine Disruptoren eingestuft, welche die Homöostase und die Regulierung von Entwicklungsprozessen im Körper beeinträchtigen. Darüber hinaus interferieren BPs mit dem Fortpflanzungs-, Nerven-, Verdauungs- und Herz-Kreislauf-System und wirken sich auf Verhalten, Entwicklung und Stoffwechselprozesse aus. Ziel des Projekts ist es, das Wissen über die individuelle Toxizität von Bisphenolen und ihren Gemischen zu erweitern.